Interview mit Dr. Edwina Birk

Frau Dr. Birk, Sie sind jetzt seit über 20 Jahren als Zahnärztin tätig. Was begeistert Sie auch heute noch an Ihrem Beruf?

Das ist mit einem Satz nur schwer zu erklären. Bereits während meiner Ausbildung zur Zahntechnikerin haben mich Zähne und die Anfertigung von Zahnersatz, also alles von Kronen, Brücken bis hin zu totalen Prothesen, fasziniert. Als ich dann mein Zahnmedizinstudium begonnen und abgeschlossen habe, erkannte ich, welche Verantwortung und Leistung hinter der Herstellung der Abformungen steckt, mit denen die Zahntechniker die Arbeitsmodelle herstellen. Ich glaube, es ist das immer wieder Neue, die Freude an der Präzision in der Arbeit und der Umgang mit Menschen, die mir vertrauen. Das sind die Dinge, die mich nach wie vor an der Zahnmedizin reizen.  

Ästhetische Zahnheilkunde, ganzheitlicher Zahnersatz, Endodontie, Parodontologie – das sind u. a. Ihre beruflichen Schwerpunkte. Was davon machen Sie denn am liebsten?

Das ist schwer zu entscheiden. Nehmen wir mal als Beispiel an, eine Patientin oder ein Patient kommt zu mir in die Praxis, die oder der in den vergangenen Jahren – sagen wir es mal so – den Fokus auf eher auf berufliche oder familiäre Belange als auf die Zahngesundheit gelegt hat. Dann kommt es nicht selten vor, dass in all meinen Schwerpunkten Kompetenzen gefragt sind, um die Zähne der Person zu rekonstruieren. Aber natürlich macht es mir am meisten Freude, Patientinnen und Patienten ihr Lächeln wieder zu geben. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass Leute es, nicht zuletzt aus Scham, nicht mehr gewagt haben, mit einem offenen Lächeln ihre Zähne zu zeigen. Sie lassen die Oberlippe hängen oder bedecken beim Lachen sogar den Mund mit der Hand. Es ist ein wirklich tolles Erlebnis, wenn jemand am Ende der Behandlung das erste Mal wieder in den Spiegel blickt und dabei sein Lächeln wiederfindet. 

Apropos Zahnästhestik: Haben schöne Zähne eigentlich einen Vorteil für die Zahngesundheit?

Man sagt ja: „Form follows function.“ Das kann man auch auf die Zähne anwenden. Wenn ein Zahn die richtige Breite und Länge hat, wirkt er schön. Und mit den richtigen Proportionen erfüllt er auch perfekt die von der Natur an ihn gestellten Aufgaben. Doch hier greift die Frage auf die Zahngesundheit allein etwas kurz. Denn wie in dem oben beschriebenen Beispiel sind es viel weitreichendere Auswirkungen, die ein „schöner Zahn“ hat. Der Patient verändert mit schönen Zähnen sein Verhalten positiv. Aber nicht nur das. Ein schöner und sauberer Zahn ist Garant für gesundes Zahnfleisch. Entzündungen im Zahnfleisch haben weitreichende Auswirkungen auf das Immunsystem und begünstigen viele allgemeine Erkrankungen. Das ist so gar nicht bekannt. Darum, ja, schöne und saubere Zähne haben nicht nur für die Ästhetik, sondern auch für die Gesundheit im Allgemeinen einen Vorteil. 

Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

In den vergangenen Jahren gab es sehr viele schöne und bemerkenswerte Erlebnisse. Es ist immer wieder eine tolle Erfahrung, Patientinnen und Patienten mit meiner Arbeit glücklich zu machen. Doch es gibt in der Tat eine Patientin, die mir besonders in Erinnerung ist. Vor über 20 Jahren haben wir bei ihr Teilkronen eingesetzt, die auch noch heute so aussehen wie am Tag der Eingliederung. Das ist eine Bestätigung, dass unsere Arbeit selbst die Prüfung der Zeit übersteht.

Was raten Sie Menschen, die Angst vor einem Besuch beim Zahnarzt haben?

Ängste sind für die Betroffenen in der Tat ein schwieriges Problem. Oft stammen diese Ängste von traumatischen Erfahrungen aus der Kindheit her. Betroffene zögern Termine dann so weit hinaus, bis der Schmerz eintritt. Die nun dringend erforderliche Schmerzbehandlung ist dann manchmal unangenehmer, als es sein müsste. Darum kann ich nur raten, trotz – oder besser wegen – einer bestehenden Zahnarztangst, das Umfeld Zahnarztpraxis durch angstfreie Behandlungsmaßnahmen neu zu erfahren. Ich denke hier z. B. an die Professionelle Zahnreinigung als Prophylaxe, denn ein sauberer Zahn wird nicht krank. Wenn dann das Vertrauen gewonnen ist, können schonende, individuell auf die jeweilige Situation abgestimmte Behandlungen erfolgen. Durch moderne Anästhesietechniken kann eine örtliche Betäubung erfolgen, ohne den allseits gefürchteten „Pieks“ der Spritze. Die eigentliche Behandlung ist dann völlig schmerzfrei. Daraus kann ein Vertrauen erwachsen, dass den Zahnarzt als Freund und nicht als Feind erkennen lässt. 

Sie sind mit Dr. Nölting verheiratet. Geht es bei Ihnen am Esstisch zuhause um neue Therapieansätze und andere zahnärztliche Themen oder können Sie das gut trennen?

Wir versuchen schon das Praxisleben vom Privaten zu trennen. Bei komplexen Fällen oder bei der Etablierung neuer Behandlungstechniken tauschen wir uns vorwiegend in der Praxis aus. Das ist allein schon daher wichtig, dass das Behandlungsteam in diese Prozesse mit eingebunden ist. Privat geht es vorwiegend über alltägliche Dinge, die mit der Praxis nichts zu tun haben.

Ausdauersport schützt das Herz, ausgewogene Ernährung vor Übergewicht … Haben Sie einen Rat, wie man seine Zahngesundheit lange bewahrt? 

Wie ich schon bei den Angstpatienten sagte: Ein sauberer Zahn wird nicht krank. Darum ist neben der regelmäßigen häuslichen Zahnpflege die Professionelle Zahnreinigung wichtig. Eine reine Untersuchung ein- oder zweimal jährlich reicht da nicht aus. Wie bei der Hauptuntersuchung eines Autos, werden lediglich behandlungsnotwendige Befunde erfasst. Durch die regelmäßige Zahnreinigung in der Praxis verbessert man effektiv die Mundgesundheit. Außerdem geben wir individuell abgestimmte häusliche Mundhygiene-Tipps. Diesen Umstand haben mittlerweile auch die gesetzlichen Krankenkassen erkannt und beteiligen sich bei entsprechender Befundlage an den Kosten. So wird sichergestellt, dass die Patientinnen und Patienten auch noch im hohen Alter mit eigenen Zähnen „kraftvoll zubeißen“ können. Das ist das Ziel, das wir im Team gemeinsam anstreben.